Die erste Überraschung gleich vorweg: Entgegen den Lehren unserer Schulbücher fand Napoleons letzte Schlacht in Wirklichkeit nicht bei Waterloo statt. Wir haben es bei der Geschichte um Waterloo also mit einem Mythos zu tun, einer britischen Geschichtsklitterung. De facto fand bei Waterloo noch nie eine Schlacht statt. Wie kommt es also zu dieser weitverbreiteten Fehlinformation? Heinrich von Treitschke schildert in „Deutsche Geschichte im 19. Jhd Band 1„, wie der Oberkommandierende der britischen Truppen, Wellington, bereits in Spanien dazu überging, seine Schlachten nach dem Ort seines letzten festen Nachtlagers zu benennen. Im Falle der letzten Schlacht Napoleons hatte Wellington sein letztes Nachtlager in Waterloo….
Tatsächliche Kampfzone dieser entscheidenden Schlacht vom 18. Juni 1815 war die belgische Ortschaft „Belle Alliance“ (ein bezeichnender Name) und wäre „Marschall Vorwärts“ Blücher nicht wie verabredet mit seinen tapferen Preußen im letzten Augenblick hinzugekommen, wäre von Wellington nicht einmal mehr der letzte feste Übernachtungsplatz überliefert, denn die britischen Truppen wären vollends von Napoleon vernichtet worden. Nicht umsonst lautet das berühmteste Zitat von Wellington: „Ich wünschte es wäre Nacht oder die Preußen kämen“.
Blücher erfüllte Wellingtons Wunsch, kam mit seinen Preußen zur rechten Zeit und schlug Napoleons Truppen derart vernichtend, dass der Tyrann Hals über Kopf fliehen musste – seinen berühmten Hut sowie seinen Säbel haben Blüchers preußische Husaren erobert, die ihn unnachgiebig verfolgten, den ganzen weiten Weg bis nach Paris. Als Major von Colomb am 19. dem Feldmarschall Blücher eine Meldung machte, setzte Blücher sich den Hut auf, nahm dessen Säbel an die Seite und sagte: „Wie gefall ich Ihm so?“. Die Folgen von Napoleons Niederlage werden sich indes als fatal für die ganze Welt erweisen – bis auf unsere Tage. Doch diese Geschichte, die von Insiderhandel, Fakenews und Börsenbetrug in London handelt, wird an anderer Stelle zu beleuchten sein.
Mit der Mär von Waterloo tünchten die Briten das Geschehen jedenfalls dahingehend, dass ihre Truppen maßgeblich den Sieg über Napoleon errungen hätten. Wellington selbst, ganz Gentleman und treuer Alliierter Blüchers, gesteht offen ein, wer die Schlacht entschied. In einem Bericht an den König der Niederlande schreibt Wellington am 19. Juni 1815: „Ich müßte mein eigenes Gefühl verleugnen, wenn ich den glücklichen Ausgang dieses gefahrvollen Streites nicht der treuen und zur rechten Zeit verliehenen Hilfe des Marschalls Blücher und der preußischen Armee beimessen würde.“ Und Ernst Moritz Arndt schreibt im „Wächter“, Köln: „Den 18. Juni haben die Preußen entschieden, wie unverrücklich herrlich die Engländer auch als Felsen im Kanonengewitter gestanden haben.“
Es waren also die Preußen, die diesen historisch bedeutsamen Sieg errungen haben, und das nicht nur beim „grande finale“ von Belle Alliance sondern vor allem schon bei der Völkerrschlacht von Leipzig. Für die Vernichtung Napoleons war insbesondere der greise Generalfeldmarschall Blücher verantwortlich, der für seine Leistungen in den Befreiungskriegen der Jahre 1813-15 anschließend sogar mit einer eigenen Version des Eisernen Kreuzes, dem Blücherstern, ausgezeichnet wurde.
Dass Gebhart Leberecht von Blücher ein Held nicht nur für die preußische und die deutsche Nation, sondern für ganz Europa, also ein wahrhaft bedeutender Held ist, der aus unseren Geschichtsbüchern schlicht getilgt wurde, belegt ein Brief Blüchers an seine Frau nach der Völkerschlacht von Leipzig. Darin beschreibt Blücher, dass der Kaiser von Russland ihn nach der größten Schlacht, „die je auf Erden stattfand“, öffentlich auf dem Marktplatz von Leipzig küßte und ihn „Den Befreier Europas“ nannte.
Können Helden aus der Geschichte getilgt werden? Ja, sie können und im Falle deutscher Helden müssen sie sogar getilgt werden, denn das gebietet die alliierte Umerziehungspolitik. Gerade die Legende um Waterloo bietet dafür anhand zweier Spielfilme ein sehr anschauliches Beispiel:
Der im Jahr 1970 veröffentlichte Columbia-Spielfilm Waterloo beschränkt die Rolle der Preußen auf einen preußischen Offizier bei einer Vergnügunsveranstaltung Wellingtons, auf dessen berühmten Ausspruch „Ich wünschte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen.“ sowie auf einen Satz Napoleons, der während der Schlacht durch ein Fernglas blickt und besorgt fragt: „Ist das französisches blau oder das schwarz der Preußen?“. Darauf beschränkt sich die Rolle der Preußen in diesem Film. Ja, wirklich, das ist schon alles, was dieser zweistündige Film über Waterloo den Preußen widmet. Immerhin hat wenigstens der youtube-Kanal „Historienfilm“ Blücher die Ehre gegeben, ihn in der Beschreibung des Videos zu erwähnen: „Es war keine Schlacht wie jede andere, die am 18. Juni 1815 nahe des belgischen Dorfes Waterloo stattfand. Je 70.000 Mann standen sich gegenüber, als Sir Arthur Wellesley, Duke of Wellington und Gebhard Leberecht von Blücher gemeinsam gegen Napoleon I. zogen, um Europa von dessen 18-jähriger Herrschaft zu befreien.“ Wer den Film anschaut, wird zwei Dinge feststellen: Erstens findet sich darin die Bestätigung, dass die Schlacht tatsächlich bei Belle Alliance stattfand (man beachte die Großaufnahme der Landkarte auf Wellingtons Tisch) und zweitens, dass diesem Kriegsfilm am Schluß die Heldenfigur fehlt – was logisch ist, wenn man die preußischen Heldenfiguren vollkommen aus dem Geschehen ausblendet.
Der im Jahre 1929 in Deutschland produzierte Stummfilm Waterloo hingegen stellt die Geschehnisse zwar etwas komödienhaft und eher einseitig aus preußischer Sicht dar – das Schlachtgeschehen von Belle Alliance wird indes originalgetreu wiedergegeben: Preußischer Waffenstolz und Heldenmut war 1929 schließlich noch nicht von der alliierten Umerziehung verbannt. Es ist zwar ungewohnt im 21. Jahrhundert einen Stummfilm anzuschauen, dennoch bekommt dieser Film das Prädikat absolut sehenswert – alleine schon deshalb, weil nicht sehr viele filmische Zeugnisse preußischer Großtaten existieren.
Abschließend lassen wir einen getilgten Helden, den Helden Europas seiner Zeit, Generallfeldmarschall Blücher, zu Wort kommen. Der richtete nach der Schlacht von Belle Alliance folgende Worte an seine preußischen Soldaten: „Nie wird Preußen untergehen, wenn eure Söhne und Enkel euch gleichen.“ Wir sollten uns dabei eines bewußt machen: Als Urururenkel jener heldenhaften Männer, die für die Freiheit ganz Europas kämpften und starben, sind Blüchers Worte auch an uns gerichtet.
Wer mehr über Generalfeldmarschall Blücher in Erfahrung bringen möchte, ist eingelanden, unter unserem Schlagwort Blücher zu stöbern.
Ein toller Artikel. Das Lügen Gebäude rund um die wahre deutsche Geschichte bröckelt immer mehr. Man kann nur hoffen, dass es noch genug wirkliche Deutsche gibt, denn ohne Frage stehen wir kurz vor den Befreiungskriegen 2.0.
Ein sehr guter und wichtiger Beitrag. Weiter so.
Die angebliche Schlacht bei Waterloo wird auch in dem Meisterwerk der Ufa Filmkunst: „Die Rothschilds Aktien auf Waterloo“ aus dem Jahre 1940 am Rande beschrieben! Dort wird aber die schon Damals vorherrschende Sucht der Engländer nach dem alleinigen Ruhm Napoleon geschlagen zu haben sehr wahrheitsgemäß wiedergegeben! Diesen Filmklassiker kann man im „Internet Archive“ im Internet ansehen und auch zum privaten Gebrauch herunterladen! Im übrigen ein sehr guter historisch sehr korrekter Artikel! Vielen herzlichen Dank dafür!
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