Erster Diener seines Staates, oberster Feldherr, König der Kartoffel und… passionierter Flötenspieler. Hier beleuchten wir eine eher unbekannte Seite Friedrichs des Großen: Sein musikalisches Wirken, das gewiß eine Überraschung selbst für eingefleischte Friedrich-Kenner birgt.
Bereits als junger Kronprinz entdeckte Friedrich seine Liebe zur Musik, sehr zum Ärger seines Vaters, des Königs. Dieser hielt die musikalische Ader seines Erben und Thronfolgers für weibisch-weichlich und setzte einiges daran, das ungehörige Treiben seines Sohnes zu unterbinden, häufig mit drakonischen Mitteln. So musste Friedrich nach dem gescheiterten Fluchtversuch und der Hinrichtung seines Freundes und Fluchthelfers Katte nicht nur, in Küstrin interniert, lange auf die von ihm sehr verehrte französische Literatur sondern vor allem auch auf sein geliebtes Flötenspiel verzichten: Musizieren war ihm für die Dauer des Aufenthaltes in Küstrin strengstens untersagt.
Das änderte sich schlagartig durch seine Vermählung mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern. Durch diese Eheschließung genoss Friedrich endlich Freiheit vom strengen Regiment seines Vaters und mit dem Bezug von Schloß Rheinsberg im Havelland wandelte sich auch der musikalische Alltag des jungen Kronprinzen zum besseren. In Rheinsberg geht die Legende, Friedrich habe nach dem Aufstehen jeden Morgen am offenen Fenster ein kurzes Stelldichein auf der Querflöte gegeben um so den Tag freundlichst zu begrüßen.
Der Um- und Ausbau von Schloß Rheinsberg durch Friedrich schuf auch einen neuen Musiksaal, der in der Folge häufig genutzt wurde und von dem es heißt, er habe viele fröhliche Gesellschaften gesehen – wohlgemerkt Gesellschaften aus Männern wie Weibern gleichermaßen. Von Friedrichs Zeit in Sanssouci heißt es schließlich, Weibsvolk sei dort eher selten anzutreffen gewesen.
Während der schlesischen Kriege hat mancher kleine Flötist der Armee Kritik einstecken müssen, wenn sich der große König in Hörweite befand und der Ton mal nicht richtig getroffen wurde. Doch nicht nur seinen Untertanen heizte der große König musikalisch ein:
1747 kam es zu einer denkwürdigen Begegnung von Johann Sebastian Bach, der in Potsdam eigentlich nur seinen Sohn und Hof-Cembalisten Carl Philipp Emanuel Bach besuchen wollte, mit dem Flötenspieler von Sanssouci. Sie fand am Sonntag, dem 7. Mai 1747, statt. Eigens zu Ehren des Gastes unterbrach der König – man bedenke! – sein abendliches Flötenkonzert. Die „Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen“ berichtete, dass der König den damals schon so genannten alten Bach nötigte, seine in mehreren Zimmern des Schlosses herumstehenden Silbermannischen Fortepianos zu probieren. „Die Capellmeister gingen von Zimmer zu Zimmer mit, und Bach musste überall probieren und fantasieren. Nachdem er einige Zeit probiert und fantasiert hatte, bat er sich vom König ein Fugenthema aus, um es sogleich, ohne alle Vorbereitung, auszuführen“, erinnerte sich Bachs erster Biograph Johann Nikolaus Forkel. In der Zeitung stand dann zu lesen: Der König „geruhten auch, ohne eigene Vorbereitung, in eigner, höchster Person dem Capellmeister Bach ein Thema vorzuspielen, welches er in einer Fuga ausführen sollte. Es geschah dies von gemeldetem Capellmeister so glücklich, dass nicht nur Seine Majestät Dero allergnädigstes Wohlgefallen darüber zu bezeigen beliebten, sondern auch die sämtlichen Anwesenden in Verwunderung gesetzt wurden“. Bach verabschiedete sich mit dem Versprechen vom Großen Friedrich, seine Fuge über das königliche Thema zu notieren und in Kupfer stechen zu lassen. Acht Wochen später hielt der König neben
einem artigen Brief nicht nur die versprochene Fuge, sondern zudem weitere Kompositionen zum bewussten Thema in der Hand, die Bach unter dem Titel „Musikalisches Opfer“ zusammengefasst hatte. Von weit- oder weitergehenden Reaktionen des Preußen-Königs ward nichts bekannt… (diese Anekdote stammt aus „Berliner Musike – en gros & en detail“, von Peter Mugay, erschienen 1987 in Lied der Zeit Musikverlag)
Wie auch immer: Friedrich spielte nicht nur passioniert auf der Flöte und gab abendliche Konzerte, er komponierte selbst auch Musikstücke, darunter ein durchaus populäres – jedenfalls in Spanien. In dem Buch „Der König – Friedrich der Große in seinen Briefen und in den Briefen, Berichten und Anekdoten seiner Zeit“ im Verlag Wilhelm Langewiesche-Brandt, Frühjar 1913, heißt es dazu:
„Der große König, Friedrich II., überreichte einen eigenhändig komponierten und niedergeschriebenen Marsch an den spanischen Gesandten, der diesen nach Spanien sandte. Der spanische König Karl III. war ein großer Verehrer Friedrichs und ließ den Marsch häufig spielen. Dieser geriet dann jedoch in Vergessenheit. Im Jahre 1869 wurde auf Veranlassung des Marschalls Serrano ein Preisausschreiben erlassen, für den besten Marsch, der dann als spanische Nationalhymne gelten sollte. Unter 500 Mitbewerbern trug die von Serrano eingereichte Komposition Friedrichs des Großen den Sieg davon. Als „Marchia real“ ist sie seitdem spanische Nationalhymne.“
Und so laden wir nun dazu ein, die Augen zu schließen, uns nach Sans Souci zu träumen und den alten Fritz seine Flöte spielen zu hören während wir einer Zusammstellung von Kompositionen Friedrichs lauschen: Flute Concertos.