Am 12.10.1888 besucht Kaiser Wilhelms II. Papst Leo XIII. im Vatikan. Der Besuch des Deutschen Kaisers, der als König von Preußen zugleich als oberster Bischof das Oberhaupt der protestantischen Kirche Deutschlands ist (summus epsicopus), bildet den Abschluss des langjährigen Kulturkampfes, den Reichskanzler Otto von Bismarck gegen den Vatikan geführt hat um den Einfluss Roms auf das Deutsche Reich zu unterbinden. Bismarck erlangte nur einen Teilsieg, in dem das Deutsche Reich als säkularer Staat den direkten Einfluss jedweder Konfession unterband.
Das auf dem Protestantismus Luthers fußende Preußen widersetzte sich beinahe 500 Jahre lang und zuletzt im Kulturkampf für ganz Deutschland der Unterwerfung unter Rom. Entsprechend sollte später die jesuitisch geführte Zentrumspartei im Reich eine verderbliche Rolle bei der Revolution von 1918 spielen. Und so verkündete Papst Benedikt XV. nach dem Putsch am Kaiser und dem Ende des ersten Weltkrieges den Triumph Roms: „Diesen Krieg hat Luther verloren.“
Dringende Empfehlung für das historische Verständnis: Einen sehr erhellenden Einblick in die Entwicklung und Bedeutung des protestantischen Gottesgnadentum des Deutschen Kaiser bietet Bismarcks Erben.
Die wichtigste Errungenschaft Bismarcks im Kulturkampf ist den Deutschen jedoch bis heute erhalten geblieben: §1 des BGB von 1900. Darin heisst es: „Die Rechtsfähigkeit des Menschen beginnt mit der Geburt.“ Die Anerkennung der gottgebenen Menschenrechte aller Deutschen war eine Konzession des Papstes an Bismarck und Preußen. Die Deutschen als Nachkommen der germanischen Völker sind frei von der Knute Roms – bis heute.