Der Vertrag von Labiau 1656

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Mit dem Vertrag von Labiau 1656 sichert Polens König für immer die Trennung Preußens von Polen zu. Dieser Vertrag war die Grundlage für die Souveränität des Herzogtums Preußen inklusive der Hafenstadt Danzig. Zwar hob der Vertrag von Oliva im Jahre 1660 den Vertrag von Labiau wieder auf, jedoch nur mit der Folge, dass nun auch Schweden die Souveränität und den Gebietsstand Preußens anerkannte. Mit diesem völkerrechtlich bindenden Vertrag wurde der Grundstein für das 1701 gegründete Königreich Preußen gelegt.

Da Quellen wie Wikipedia in solch wichtigen deutschen Angelegenheiten nicht vertrauenswürdig sind (siehe Hinweis von Prof. Krämer der TU Dortmund, der vor einer ideologischen Unterwanderung der Online-Enzyklopädie warnt: https://web.archive.org/web/20160304073123/http://statistik.tu-dortmund.de/kraemer.html) lassen wir uns den Werdegang vom Begründer der modernen Geschichtswissenschaft durch kritische Quellenanalyse, Leopold von Ranke, darlegen:

Der König von Schweden hatte Warschau eingenommen (1656); der König von Polen war nach Oberschlesien geflüchtet; ein großer Teil der Magnaten huldigte dem Könige von Schweden und schloß sich seinen Heerzügen an. Demgegenüber nahm Friedrich Wilhelm mit seinem Heere und den Ständen beider Lande, denn auch die Westpreußen machten gemeinschaftliche Sache mit ihm, eine imponierende Stellung ein. Allein zugunsten des Königs von Polen einzutreten und das Glück der Schlachten gegen die siegreichen Schweden zu versuchen, hielt er sich nicht für berufen und stark genug; und auch Karl Gustav mußte Bedenken tragen, ob er es unternehmen sollte, ihn mit den Waffen zu überwältigen. An sich wäre sein Sinn dahin gegangen. Wenn die Schweden vor Jahrhunderten Finnland, unter den letzten Königen Estland und Livland eingenommen, im Westfälischen Frieden Vorpommern und Wismar an sich gebracht hatten, so dachten sie nun ihre Herrschaft über die Küstenlande der Ostsee zu vollenden. Sie beklagten, sich in der Abkunft zu Stuhmsdorf zur Herausgabe der bereits eingenommenen Hafenpläzue bequemt zu haben: Karl Gustav hielt es fast für eine Ehrensache, sich derselben wieder zu bemeistern. Er trug den Kurfürsten an, Preußen fortan als Vasall von Schweden zu besitzen. Es war ein durch alle politischen Verhältnisse und eine unmittelbare Gefahr gebotenes Zugeständnis, wenn Friedrich Wilhelm nach mancherlei Zögerung (eine ihm angetragene Erweiterung des Landes lehnte er ab) auf diese Anforderung einging; er tat es aber nur mit großem Widerstreben; niemals hatte man ihn melancholischer gesehen.

Er mußte seine Küsten den Schweden überlassen, auf seine Bündnisse Verzicht leisten; bei alledem gab es doch eine Rücksicht, welche die Abkunft annehmbar machte. Einmal wurden die Lehensverpflichtungen gegen Schweden nicht so streng bestimmt wie die früheren gegen Polen. Einige andere Bestimmungen gaben dem Lehensverband das Ansehen eines Bundes; aber das hauptsächlichste Gewicht lag in dem einem, man möchte sagen universal-historischen Moment; es beruht auf dem gemeinschaftlichen Interesse der germanischen und protestantischen Potenzen gegen die Herrschaft der Polen.

In Verbindung stellte sich um so dringender heraus, da der geflüchtete König, indem er wieder zurückkam, alle nationalen und religiösen Gefühle für seine Sache erweckte. Nicht mit Unrecht sagte Karl Gustav: würden die Polen siegen, so würden sie beide verloren sein, er und der Kurfürst. Um diesen auf immer an sich zu fesseln, bot er ihm an, ihn zum Großherzog, selbst zu König der bestgelegenen und zum größten Teil eroberten Woiwodschaften zu machen, was der Kurfürst auch deshalb nicht von sich wies, weil ihn dadurch die Unabhängigkeit, die man ihm in Preußen versagte, in Großpolen zuteil geworden wäre. Wenn auch die Verhandlungen und Absichten sich in den verschiedenen Momenten gestalten mochten, die Hauptsache blieb die gemeinschaftliche Reaktion gegen die große katholische Macht welche früher den Norden beherrscht hatte. Im Gegensatz gegen die anderen Räte der Kurfürsten trieb Waldeck dazu vorwärts. In dieser Kombination, welche eine Wiedererhebung des polnischen und katholischen Prinzips über das protestantische und deutsche befürchten ließ, war es, daß Brandenburg, Preußen und Schweden ihre Waffen vereinigten, um die Polen, die indessen ihre Hauptstadt wieder eingenommen hatten, die Spitze zu bieten. Das ist das historisch Bedeutende an der deitägigen Schlacht von Warschau, in welcher die Polen auseinandergesprengt und niedergeworfen wurden.

Seitdem in der Schlacht von Tannenberg die ritterliche Ordensmacht von den Polen überwältigt worden war, hatten diese in den Ländern der deutschen Kolonisation diesseits und jenseits der Weichsel die Oberhand behauptet; die erste Gegenwirkung lag, wie angedeutet, in den Vorteilen, welche Gustav Adolf über die Polen davontrug. Wenn nun Karl Gustav diesen Kampf aufnahm, anfangs mit großem Erfolg, der jedoch wieder zweifelhaft wurde, so war es von hoher Wichtigkeit, daß sich der nunmehr zur eigenen Herrschaft gelangte Herzog von Preußen demselben anschloß. Es war das Kernland des Ordens, das ihm dazu die Kraft und den Antrieb gab. Der Wechsel der Zeiten erscheint in der Verschiedenheit der militärischen Organisation: die Ritterschaft war nicht fähig gewesen, den Streitkräften des östlichen Europa, die der damalige König von Polen um sich sammelte, zu widerstehen; jetzt aber war eine anders angelegte militärische Einrichtung entstanden, vor der hier die nicht weiter entwickelten ungeordneten polnischen Heerhaufen zurückweichen mussten.

Friedrich Wilhelm Kurfürst von Brandenburg

Kurfürst Friedrich Wilhelm

Die militärische Organisation, in welcher sich die Eingeborenen des Ordenslandes mit den Streitkräften der deutschen Provinzen des Kurfürsten vereinigten, ist die Grundlage nicht mehr der brandenburgischen allein, die überdies nur einige Regimenter zählte, sondern der brandenburgisch-preußischen Armee, wie sie fortan bestehen sollte. Als ein bedeutendes Ereignis muß es betrachtet werden, daß diese Armee, die zuerst gegen das Vordringen Karl Gustavs standhielt, sodann im Bunde mit ihm den Polen eine Niederlage beibrachte. Nicht durch Negoziation, sondern durch diese großen Handlungen wurde die Selbständigkeit des Landes Preußen begründet: es ist die erste große Waffentat der brandenburgisch-preußischen Armee. Welch eine geringfügige Rolle hatte diesselbe vor kurzem gespielt, als sich die schwedischen Waffen mit den protestantischen vereinigten. Friedrich Wilhelm stand jetzt dem Schwedenkönig ebenbürtig zur Seite. Er war noch dessen Lehensmann, aber doch nur eine Provinz, die seine Macht, wie sie sich zugleich von Deutschland her entwickelte, bei weitem nicht begriff. Nicht so sehr darauf kam es an, inwiefern er seit dem Beginn dieser Unruhen daran gedacht hat, sich zu dem Range eines unabhängigen, souveränen Fürsten zu erheben, als darauf, daß er faktisch eine selbständige Stellung erlangte: er war ein durch seine Steitkräfte unabhängiger Fürst, ehe er noch so hieß.

Aber dahin mußte es doch nun kommen, sobald die allgemeinen Verhältnisse eine Entwicklung nahmen, die dahin führen konnte. Die erste entscheidende Wendung in den nordischen Angelegenheiten lag in dem Angriff der Russen auf Schweden. Denn fast noch weniger als andere Mächte konnten die Russen zugeben, daß die Ostsee definitiv gleichsam eine schwedische Landsee würde; und in diesem Augenblick verletzte ihr Einfall in Livland die Polen mitnichten. Es machte ihnen wenig Eindruck, daß der Zar sich sogar beikommen ließ, die Lehnsherrschaft über Preußen zu fordern; sie sahen in demselben zunächst einen neuen Verbündeten und schickten sich nun mit doppeltem Eifer an, gegen die Schweden und den Kurfürsten heranzuziehen; sie drohten sogar unter Konnivenz des Kaisers, mit dem sie gut standen, die kurfürstlichen Lande in Deutschland anzugreifen, was doch nur dadurch motiviert werden konnte, daß Friedrich Wilhelm der Vasall des Königs von Schweden war.

Von drei Potenzen auf einmal mit dem Anspruch auf Oberlehnsherrlichkeit heimgesucht und in seiner faktischen Stellung doch von keiner derselben abhängig, wie hätte der Kurfürst-Herzog nicht den Gedanken fassen sollen, sich einer solchen Unterordnung überhaupt zu entledigen; aber von den Polen, welche seit dem Losbrechen der Russen wieder die Oberhand erlangt hatten und in Westpreußen mächtig vordrangen, war damals schlechterdings nicht zu erreichen; sie hielten den König von Schweden bereits für geschlagen und verloren. Die preußischen Stände hätten wenigstens einen Waffenstillstand gewünscht, aber die Polen verweigerten denselben. Eine definitive Abkunft mit dem Kurfürsten wollten sie nur dann eingehen, wenn er in die alte Lehnsabhängigkeit zurückkehre; seine Verbindung mit Schweden betrachteten sie als Felonie im Sinne des Lehnsrechts, ohne auf seine besondere Stellung Rücksicht zu nehmen. Wollte der Kurfürst diese nicht aufgeben und wieder unter die Oberherrschaft der Polen, die er doch besiegt hatte, zurückkehren, so blieb ihm nichts übrig als im Bunde mit Karl Gustav zu verharren und sich den Polen noch einmal mit aller Macht entgegenzustellen.

König Karl X., der, von allen Seiten bedrängt, in einer erneuerten Vereinbarung mit Brandenburg seine Rettung sah, willigte dagegen in die Vorschläge, die der Kurfürst ihm zugunsten der Souveränität seines Herzogtums machte. Das Wort war schon früher geäußert worden; der König hatte nie darauf eingehen wollen: jetzt aber sah er sich durch seine Lage dazu genötigt; hatte doch auch für ihn selbst das dem Kurfürsten aufgedrängte Lehnsverhältnis geringere Bedeutung als früher,da sein großer Plan durch den Einbruch der Russen durchbrochen war: er dachte auf Frieden mit Russland und rechnete dabei auf die Einwirkung Brandenburgs.

In dem Vertrag von Labiau (10. November 1656) willigte er ein, den Lehnsnexus aufzugeben und einen Bund an dessen Stelle treten zu lassen. In der verwirrenden Bewegung der Zeitereignisse tritt diese Verabredung nicht besonders hervor; für die Festsetzung der preußischen Verhältnisse ist sie von hoher Wichtigkeit für alle Zeiten. Denn nicht allein verzichtet der König auf dessen Ansprüche; man setzt fest, daß Preußen für immer auch von Polen getrennt bleiben solle. Der Kurfürst und seine Nachkommen sollen nie wieder in ein ähnliches Verhältnis zu Polen oder irgendeiner anderen Macht treten; sie sollen oberste, absolute und souveräne Fürsten sein und alle Rechte souveräner Fürsten genießen. Noch einmal knüpfte der Kurfürst dadurch sein Schicksal an die Entscheidung des schwedisch-polnischen Krieges, durch den ihm auch noch eine andere große Aussicht eröffnet wurde. Die Großpolen gaben ihm ihren Wunsch zu erkennen, fortan unter seinem Schutz zu stehen.

Preußen, wie es 1656 für immer von Polen abgetreten wurde

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