Preußischblau.

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Preußischblau

Preußischblau: Die Farbe, die Preußen prägte.

Eisen(III)-hexacyanoferrat(II), besser bekannt als Preußischblau oder Berlinerblau, ist eine der ältesten und faszinierendsten synthetischen Farben, die durch Zufall entdeckt wurde und die Geschichte der Kunst und der Chemie nachhaltig geprägt hat. Diese Farbe, die einen tiefen, intensiven Blauton aufweist, wurde im frühen 18. Jahrhundert entdeckt und erlangte rasch große Bedeutung, sowohl künstlerisch als auch politisch.

Die Entdeckung von Preußischblau.

Die Entdeckung von Preußischblau geht auf das Jahr 1704 zurück und wird dem Berliner Farbhersteller Johann Jacob Diesbach zugeschrieben. Während eines Experiments mit Eisen und Potasche (Kaliumcarbonat) zur Herstellung eines roten Pigments, mischte Diesbach versehentlich tierisches Blut bei. Diese Kontamination führte zu einer überraschenden chemischen Reaktion, die anstelle des erwarteten Rottons ein tiefes Blau ergab. Das Pigment wurde bald als Preußischblau bekannt.¹

Chemische Eigenschaften und Herstellung.

Chemische Strukturformel von PreußischblauPreußischblau entsteht durch die Reaktion von Eisen(III)-Salzen mit Kaliumhexacyanoferrat(II). Die resultierende chemische Verbindung ist Eisen(III)-hexacyanoferrat(II), eine komplexe Koordinationsverbindung, die für ihre intensive blaue Farbe bekannt ist. Diese Farbe ist lichtbeständig und wasserunlöslich, was sie ideal für die Verwendung in Kunst und Industrie macht.
Der Herstellungsprozess von Preußischblau wurde bald systematisiert und verfeinert, was zur weit verbreiteten Verfügbarkeit dieses Pigments führte. Es fand schnell Eingang in die Kunstwelt und ersetzte die teureren und schwieriger zu beschaffenden natürlichen blauen Pigmente wie Ultramarin und Azurit.

Historische Bedeutung und Verwendung.

Preußischblau wurde schnell populär und fand vielseitige Anwendungen. In der Kunst wurde Preußischblau von den Malern geschätzt, die die Farbintensität und Beständigkeit zu schätzen wussten. Es wurde auch in der Textilindustrie verwendet, um Stoffe zu färben, und fand Einsatz in der Herstellung von Tapeten und Druckfarben.

Van Goghs Sternennacht

Sternennacht von Van Gogh.

Die Verbindung zu Preußen.

Die Verbindung zu Preußen und die Namensgebung des Pigments sind eng miteinander verknüpft. Im frühen 18. Jahrhundert erlebte das Königreich Preußen eine Phase des Aufstiegs und der kulturellen Blüte. Die Entdeckung des blauen Pigments in Berlin und seine schnelle Verbreitung führten zur Assoziation mit dem aufstrebenden Königreich. Die Farbe wurde somit zum Symbol für Innovation und Fortschritt, die mit Preußen in Verbindung gebracht wurden.

Preußischblau und die preußischen Uniformen.

Preußischblaue Uniform preußischer Füsiliere. Eine der bemerkenswertesten Anwendungen von Preußischblau war in den Uniformen der preußischen Armee. Friedrich Wilhelm I., der „Soldatenkönig“, führte diese Uniformen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein. Die Wahl dieser Farbe war nicht nur praktisch, da Preußischblau aufgrund seiner Beständigkeit und Verfügbarkeit ideal für militärische Zwecke war, sondern sie symbolisierte auch die Disziplin und den Stolz der preußischen Armee. Die tiefblaue Farbe der Uniformen wurde zu einem Markenzeichen des preußischen Militärs und trug wesentlich zum Bild und zur Identität des preußischen Staates bei.

Preußischblau in der gegenwärtigen Zeit.

Neben seiner künstlerischen und industriellen Bedeutung spielt Preußischblau auch eine wichtige Rolle in der Wissenschaft. Es wurde beispielsweise in der Medizin zur Behandlung von Schwermetallvergiftungen eingesetzt. Die Struktur von Preußischblau dient auch als Modell für die Erforschung von Koordinationsverbindungen und Nanomaterialien. Neben seiner Verwendung als Pigment für Kunstmaler, Restauratoren und in der Textilindustrie wird Preußisch Blau immer noch zur Herstellung von Anstrichfarben, zum Papierdruck, bei Tapeten, für Farbbänder und Kohlepapiere verwendet. Auch in der metallverarbeitenden Industrie wird Preußischblau unteranderem als Rostschutzmittel und Korrosionsschutzmittel heute noch eingesetzt.²

Preußischblau wird auch im großem Umfang als funktionelles Material in der Entwicklung elektrochemischer Anwendungen und bei der Herstellung chemischer Sensoren, elektrochromer Anzeigen, Tinten und Beschichtungen, Batterien (Natrium-Ionen-Batterien), Kondensatoren und Superkondensatoren, Kationenspeichermaterialien wie für H+ oder Cs+, Katalysatoren, Theranostika und anderen Materialien eingesetzt.³

Preußischblau in der Wissenschaft und als eingesetzte Arznei weltweit.

Seit Jahrzehnten gilt der Wirkstoff Eisen (III)-hexacyanoferrat(II) (Preußischblau) als Mittel der Wahl bei der Behandlung der Inkorporation radioaktiver Caesium-Nuklide. Das vom BfArM zugelassene Anwendungsgebiet des Präparats Radiogardase seit 2003 ist das Präparat für diese Anwendung auch in den USA und seit 2010 zusätzlich in Japan zugelassen. ³ ⁴

Das Medikamt Preußischblau gegen Caesium wird leicht resorbiert und unterliegt im Organismus einem enterohepatischen Kreislauf. Preußischblau ist praktisch unlöslich und wird nach oraler Gabe nicht aufgenommen, sondern verbleibt im Gastrointestinaltrakt. Es bindet das im Darm befindliche Caesium und verhindert so dessen Resorption beziehungsweise unterbricht dessen enterohepatischen Kreislauf. Die Radionuklide werden zusammen mit dem Antidot im Stuhl ausgeschieden. Dadurch wird die Halbwertszeit der Radionuklide und damit die Strahlenbelastung des Organismus drastisch vermindert.⁴

Zur Entgiftung stellt auch eine Berliner Firma die Farbe „Preußischblau“ her. Das Familienunternehmen Heyl hat sich auf Spezialpräparate für einen vermeintlich kleinen Nischenmarkt spezialisiert. Es verkauft Arzneimittel, die Giftstoffe aus dem Körper entfernen, darunter „normales“ Quecksilber und Blei, aber auch radioaktive Stoffe wie Cäsium-137 und Plutonium-239. Preußischblau wird Heyl unter dem Namen „Radiogardase“ vertieben.⁵
2010 schrieb das Unternehme: „Bei uns melden sich Japaner ebenso wie Leute aus anderen asiatischen Ländern“, berichtet Johann Ruprecht, Leiter des wissenschaftlichen Abteilung beim Berliner Hersteller Heyl. „Auch deutsche Apotheken erkundigen sich, weil etwa Mitarbeiter einer Firma nach Japan fliegen und diese sicherheitshalber das Medikament mitnehmen wollen.“⁵

Preußischblau: Ökologisch und nachaltig.

Preußischblaue Nanopartikel sind vollständig biologisch abbaubar, biokompatibel und von der FDA (Food an Drug Administration) für medizinische Anwendungen zugelassen. Des Weiteren weißt Preußischblau eine niedrige Toxizität auf.³ ⁶

Quintessenz: Preußen ist das Heil, die Heilung.

Heute erinnert Preußischblau nicht nur an die glorreiche Vergangenheit Preußens und seinen Einfluss auf Kunst, Wissenschaft und Militärwesen. Besonders die prägende Rolle dieser Farbe in den preußischen Uniformen verdeutlicht, wie ein Pigment nicht nur die Kunst, sondern auch die nationale Identität und das militärische Erscheinungsbild eines Königreiches formen kann.

Auch die medizinische Anwendung ist von enormer Bedeutung, insbesondere bei akuten Vergiftungsfällen und nuklearen Notfällen. Durch seine hohe Wirksamkeit und Sicherheit ist Preußischblau zu einem unverzichtbaren Bestandteil in den Notfall- und Giftzentren weltweit geworden. Seine Rolle bei der Behandlung solcher Vergiftungen unterstreicht die Vielseitigkeit und den unschätzbaren Wert dieses einstigen Farbpigments in der heutigen Medizin.

Allerdings kann diese Farbe auch kontroverse Gefühle hervorrufen, da sie manche an eine oft missverstandene oder falsch dargestellte Geschichtsepoche erinnert. Preußischblau steht für Akzeptanz, Sicherheit und Vertrauen, Werte, die mit der preußischen Disziplin und Effizienz assoziiert werden. Diese positiven Assoziationen machen die Farbe zu einem Symbol der Beständigkeit, Verlässlichkeit, Sicherheit und Gesundheit.


Quellen und Nachweise:
¹ Berlinerblau – Zeno.org
² Arte Fo – materials for ceramics
³ Hielscher Ultraschall-Technologie
Deutsches Ärzteblatt, Radioaktivität, 2011.
Handelsblatt, Ein Medikament gegen Cäsium, 2011.
Material-Archiv, Berliner Blau PB 27, 2018.

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