Die Otto-von-Bismarck-Stiftung schickt ihren Namensgeber auf Wanderausstellung. Das Preußenjournal hat den Reichsgründer Bismarck bei Schliemann besucht – und findet vor allem Kritik.
Das Schliemann-Museum: Ein Zentrum für Geschichte und Kultur.
Das Schliemann-Museum in Ankershagen ist dem Leben und Werk des Archäologen Heinrich Schliemann gewidmet. Der ist bekannt für seine vermeintliche Entdeckung der antiken Stadt Troja, verbrachte seine Kindheit in Ankershagen, und das Museum bietet Besuchern eine Sammlung von Exponaten, die sein Leben und seine Forschungen dokumentieren.¹
Heinrich Schliemann: Der Entdecker von Troja.
Heinrich Schliemann wurde 1822 in Neubukow geboren und wuchs in Ankershagen auf. Von klein auf fasziniert von der Geschichte, verfolgte er seinen Traum, die Schauplätze der Ilias von Homer zu entdecken. Nach einer Karriere als Kaufmann widmete er sich ganz der Archäologie und entdeckte nach offizieller Geschichtsschreibung 1873 die Ruinen der antiken Stadt Troja. Seine vermeintlichen Entdeckungen in Troja, Mykene und Tiryns machten ihn weltberühmt und revolutionierten die Archäologie.
Das Schliemann-Museum zeigt zahlreiche Artefakte aus Schliemanns Ausgrabungen, persönliche Gegenstände, Tagebücher und Fotografien. Es bietet einen Einblick in das Leben und die Arbeit dieses Mannes und seine sogenannten Beiträge zur Archäologie.¹ ²
Verbindung zwischen Heinrich Schliemann und Otto von Bismarck.
Ein weniger bekanntes Detail der Geschichte ist die Verbindung zwischen Heinrich Schliemann und Otto von Bismarck. Schliemann und Bismarck kannten sich persönlich. Schliemann hatte ein starkes Interesse an der Politik und war ein Bewunderer von Bismarcks Bemühungen zur Einigung Deutschlands. Ihre Korrespondenz spiegelt einen Austausch von Ideen und Gedanken über Politik, Kultur und Geschichte wider.²
Die Wanderausstellung der Otto von Bismarck Stiftung.
Noch bis zum 9. September 2024 präsentiert das Schliemann-Museum eine Wanderausstellung der Otto von Bismarck-Stiftung, die sich mit dem Leben und Wirken des ersten Deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck auseinandersetzt. Besucher sollten also davon ausgehen können, daß die Ausstellung einen detaillierten Überblick über Bismarcks politische Karriere, seine Rolle in der Deutschen Einigung und seine innen- und außenpolitischen Strategien bietet, denn schließlich wurde sie von einer Stiftung auf Reisen geschickt, die seinen großen Namen trägt. Welches Bild hier aber tatsächlich vermittelt wird, wird im Folgenden ergründet.³
Kritik an der Darstellung Bismarcks.
Die Ausstellung präsentiert einen Narrativ, das bei vielen Besuchern auf Kritik stößt. Ein besonders aufstoßender Punkt ist ein im Rahmen der Ausstellung gezeigter Dokumentarfilm des WDR, der Preußen, das anerkannte Völkerrechtssubjekt Deutsches Reich und insbesondere Otto von Bismarck in einem negativen Licht darstellt, eben so, wie es dem „Bildungsauftrag“ des sog. öffentlich-rechtlichen Rundfunks obliegt. Der Film und die Ausstellung vermitteln insgesamt ein Bild, das nicht nur Geschichtskennern und Kundigen sondern sogar manch Unwissenden als einseitig und verzerrt erscheint.
Historische Verzerrungen und Geschichtsfälschung?
Der Dokumentarfilm und Teile der Ausstellung suggerieren, daß Bismarcks Politik und die preußische Stellung im Deutschen Gesamstaat durch Herrschaft und Unterdrückung geprägt waren. Diese Darstellung kann als Geschichtsfälschung betrachtet werden, da sie die Komplexität des historischen Kontext und die positiven Errungenschaften Bismarcks herunterspielt. Bismarcks diplomatisches Geschick, seine Fähigkeit, eine geeinte Deutsche Nation zu begründen und seine bedeutende Sozialgesetzgebung werden nicht ausreichend gewürdigt. Das Gegenteil ist hier der Fall.
Auf einem der wenigen Aufsteller, die in der obersten Etage präsentiert werden, wird das Thema „DIE SOZIALREFORMEN“ behandelt. Der Aufsteller beinhaltet drei Grafiken und vier Textblöcke, die dem Besucher vermeintliches Wissen vermitteln sollen. Fundiertes Wissen sucht man aber an dieser Stelle vergebens. Stattdessen ist genau ein Satz ausschlaggebend und soll den Besucher triggern: „Doch im Grunde diente die seinen Namen tragende Sozialreform vorwiegend dazu, die Arbeiterschaft für den monarchischen Nationalstaat zu gewinnen und die Sozialdemokratie zu schwächen.“
Von einer Wanderausstellung der Bismarck-Stiftung sollte man mehr erwarten dürfen. Wissen sucht man vergebens, lediglich werden hier Instrumente genutzt, die die Deutschen weiter von der wahren Geschichte und damit von ihrer Identität und ihren Wurzeln trennen. Das Preußenjournal sieht sich daher seinen Lesern gegenüber verpflichtet, zur Thematik „DIE SOZIALREFORMEN“ ein Beispiel Wissens bereit zu stellen, wie es den Deutschen gelehrt werden sollte:
Bismarcks Plan: Altersrente beitragsfrei!
Otto von Bismarck sah seine sozialpolitischen Errungenschaften trotz des großartigen internationalen Echos als nicht vollkommen an. Er plante die Altersversorgung ,,BEITRAGSFREI“ zu gestalten und die Mittel dazu aus einem Tabakmonopol des Reiches zu gewinnen. Zur Verdeutlichung: Otto von Bismarck, der Erschaffer der Rentenversicherung, plante, den Deutschen die Altersrente zukommen zu lassen, ohne daß dafür Beiträge in die Rentenkasse zu leisten gewesen wären. Diese Würdigung der Lebensleistung sollte vollständig aus dem Tabakmonopol finanziert werden, was rechnerisch realisierbar gewesen wäre.⁴
Noch vereinfachter: Keine Rentenbeiträge zahlen, aber volle Rente beziehen. Bismarcks Plan folgte streng dem von ihn der Reichsverfassung verankerten Staatszweck: Die Pflege der Wohlfahrt des Deutschen Volkes.⁵
Wissen wie dieses sollte, nein es müsste den Besuchern und vor allem auch der Jugend präsentiert werden. Es wird nicht getan, weil dem alles überstrahlenden Leitstern Bismarcks, salus publica, dem allgemeinen Wohl kein Wert mehr beigemessen werden soll. Alles soll sich egozentrisch auf die eigenen materiellen Bedürfnisse fokussieren, denn auf diese Weise lässt sich das gegenwärtige Systems des „teile und herrsche“ leicht aufrecht erhalten: Alle gegen alle ist das Gegenteil der Einigkeit, wonach Bismarck strebte.
Einseitige Darstellung der preußischen Geschichte.
Die Ausstellung betont negative Aspekte der preußischen Geschichte und Bismarcks Politik, während positive Errungenschaften und die Bedeutung Preußens für die Deutsche Einigung und Entwicklung oft in den Hintergrund treten. Diese einseitige Darstellung führt zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität und ignoriert Aspekte von Bismarcks Politik und deren Auswirkungen auf die Deutsche Geschichte.
Zementierung der Indoktrinierung.
Die negative Darstellung Bismarcks, des Deutschen Gesamtstaats und Preußens wird durch gewisse Auslöser verstärkt, die durch eine über einhundertjährige Indoktrinierung entstanden sind. Diese Indoktrinierung hat das Bild von Bismarck und der preußischen Geschichte in der öffentlichen Wahrnehmung nachhaltig geprägt und oft verzerrt. Solche Darstellungen greifen auf tief verwurzelte Stereotypen und Verzerrungen zurück, die in vielen Köpfen fest verankert sind.
Forderung nach ausgewogenerer Geschichtsvermittlung.
Um ein vollständiges Bild der Geschichte zu vermitteln, sollten Ausstellungen dieser Art eine ausgewogene Darstellung bieten. In Bezug auf die Bismarck-Ausstellung also sowohl die kritische Auseinandersetzung mit Bismarcks Politik als auch die Anerkennung seiner bedeutenden Beiträge zur Deutschen Geschichte. Ein differenzierterer Ansatz würde es den Besuchern ermöglichen, ein umfassenderes und gerechteres Verständnis der Ereignisse zu entwickeln – idealerweise entwickelt aus dem eigenen Denkprozess.
Fazit.
Das Schliemann-Museum bietet mit der Wanderausstellung der Otto von Bismarck Stiftung eine Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit einem bedeutenden Kapitel der deutschen Geschichte. Doch die präsentierte Darstellung Bismarcks in der Ausstellung und im gezeigten Dokumentarfilm des WDR muss sich der Kritik stellen, ein verzerrtes und einseitiges Bild von Otto von Bismarck und seiner Zeit zu vermitteln.
Das Preußenjournal kann nur dazu raten, diese Wanderausstellung zu meiden, da sie von Kräften initiiert wurde, die den Deutschen offenkundig nicht wohlgesonnen sind und die darauf abzielen, die Deutschen von ihrer wahren Geschichte und Identität auch weiterhin fernzuhalten. Für eine fundierte Bildung ist es entscheidend (und geboten), alle Aspekte der Geschichte, sowohl die positiven als auch die negativen, zu berücksichtigen. Nur so können wir aus der Vergangenheit lernen und ein ausgewogenes Verständnis der Geschichte entwickeln und uns unser Wurzeln bewußt werden: Wer die Geschichte nicht kennt, kann die Gegenwart nicht begreifen und erst die Zukunft nicht gestalten.
Quellen und Nachweise:
¹ Schliemann-Museum in Ankershagen.
² Bismarck und Schliemann – Wanderausstellung der Otto-von-Bismarck-Stiftung im Schliemann-Museum zu sehen.
³ Schliemann-Museum, „Bismarck: Mensch-Macht-Mythos“, Sonderausstellung ab 01. Mai bis 09. September 2024.
⁴ Blum, Das Deutsche Reich zur Zeit Bismarcks, Seite 424, 1893.
⁵ Bazille, Unsere Reichsverfassung und deutsche Landesverfassungen, Seite 78, 1906.
Weitere Quellen:
Schubart, Die Verfassung und Verwaltung des Deutschen Reiches und des Preußischen Staates – Dezember 1917, 1918.
Hoffmeyer, Unser Preußen, 1901.
Bismarck – Sein Leben und sein Werk, 1915.