Ein Lied vom schwarzen Adler.

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Bismarck verliest am 19. Juli 1870 die Kriegserklärung Frankreichs.

Bundeskanzler Otto v. Bismarck verliest am 19. Juli 1870 die Kriegserklärung Frankreichs.

Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich den Krieg an Preußen (Spanischer Thronfolgestreit, Emser Depesche). Am 21. Juli 1870 erklärte der preußische König Wilhelm I. als Bundesfeldherr des Norddeutschen Bundes die Armeekorps VIII, IX, X, VI sowie I und II in Kriegszustand.

Und am 25. Juli 1870 dichtete Heinrich von Treitschke das Lied vom Schwarzen Adler, eines „der schönsten Lieder, die je von einer deutschen Lippe flossen.“ (Bernhard von Bülow).

Ein Lied vom schwarzen Adler. Heinrich von Treitschke.

Mächtig rauschen deine Schwingen,
Hellen Auges, schwarzer Aar,
Schaust du auf die blanken Klingen
Deiner deutschen Heldenschar.
O, wie oft, seit du entflogen
Deiner schwäbischen Heimatburg,
Bist du siegreich ausgezogen,
Zwei Jahrhunderte hindurch!
Unser Volk mit frohem Ahnen
Folgte deinen Herrscherbahnen:
„Wird uns neu versunk’nes Glück,
Kehrt der Staufen Reich zurück?“

Blutend lag das Reich darnieder,
Roh geschändet, ausgeraubt,
Fremde Brut in seine Glieder
Eingefilzt und eingeklaubt.
Franzmann, Däne, Pol’ und Schwede
Hielt in deutschen Landen Haus.
Aber du in grimmer Fehde
Warfst sie kühn zum Reich hinaus.
Warst des Reiches Held und Mehrer,
Schlugst die Feinde, die Verheerer,
Ruhelos von Rhein zum Rhyn,
Junger Aar von Ferbellin!

O, wie stolz in weitem Kreise
Flogst du ob dem Preußenland,
Als der königlichen Weise
Eine Welt in Waffen stand;
Als des Völkerzornes Stimme
Donnernd auf zum Himmel schlug,
Als sich hob in heil’gem Grimme
Deutschland wider wälschen Trug.
Vater Blüchers Auge flammte,
Vorwärts stürmte die gesamte
Preußenjugend waffenfroh –
Starker Aar von Waterloo!

Und du senktest still die Flügel,
Müde von des Kampfes Trutz.
Friedlich lachten Tal und Hügel,
Rohten froh in deinem Schutz. –
Goldner Friede! – Reiche Auen,
Helle Lust beim Rebenblut,
Sanfter Liebreiz frommer Frauen,
Freier Männer Fleiß und Mut!
Und von deutscher Lehrer Munde
Flog des freien Denkens Kunde
Welterobernd weit und breit –
Heil dir, stille Friedenszeit!

Aber horch! Der freche Franke
Neidet unser Glück und schnaubt
Und verhöhnt in rohem Zanke
Unsres Königs greises Haupt. –
Auf denn, auf, ihr deutschen Streiter
Schiffsvolk, alle Mann auf Deck!
Auf die Rosse, tapfre Reiter,
Jäger, aus dem Waldversteck!
Auf, zur letzten blut’gen Reise
Nach dem höchsten Siegespreise:
Holt uns wieder Strassburgs Dom
Und befreit den deutschen Strom!

König Wilhelm, fest im Norden
Bautest du das neue Reich.
Wahr’ es heut vor fremden Horden,
Deinen großen Vätern gleich!
Führ’uns heut auf schön’re Bahnen,
Der du Habsburgs Scharen schlugst.
Deutschland folgt den stolzen Fahnen,
Die du einst gen Böhmen trugst.
Gott der Herr in Einer Stunden
Heilte unsres Haders Wunden.
Zeuch die Straße nach Paris,
Die dein Ahn den Vätern wies!

Aber dann durch Berg und Forsten
Fliege heim, du Königsaar,
Zu den schwäbischen Felsenhorsten,
Wo einst deine Wiege war.
Denn erfüllet sind die Zeiten,
Wahrheit wird der Dichter Trum.
Deinen Fittich sollst du breiten
Über Deutschlands fernsten Raum.
Nimm der Staufen heil’ge Krone,
Schwing’ den Flamberg der Ottone,
Unsres Reiches Zier und Wehr –
Deutschland frei vom Fels zum Meer!

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